Ich bin seit vielen Jahren zufriedener „Kunde“ des kostenlosen Nightscout-Service von 10 be. Ich fand den Service immer sehr praktisch, zuverlässig und nobel! Das veranlasste mich auch regelmäßig eine kleine Spende abzugeben.
Anfang der Woche erreichte mich eine Email vom Support-Team in dem mir angekündigt wurde, dass 10BE quasi ab sofort kostenpflichtig wird. Die Begründung in der Mail erscheint mir nachvollziehbar und es ist auch ein erwartbarer Schritt. Ich habe mich auch schon die letzten Jahre gefragt wie das finanziell aufgeht, aber es war wohl immer ein Zuschuss-Geschäft. Ich denke niemand erwartet, dass so ein Server auf kosten von wenigen Privatleuten bereitgestellt wird.
ABER, ich habe natürlich etwas zu meckern:
- Die Deadline ist zu kurz: Die Deadline zum 1.10.21 finde ich relativ knapp. Als normaler Arbeitnehmer bleibt mir quasi keine Zeit darauf zu reagieren. Klar wollen sie schnell ihre Verluste minimieren aber es kommt mir so vor als ob hier druck aufgebaut werden soll.
- Exports sind kostenpflichtig: Der Export meiner Datenbank in eine andere MongoDB soll 15 EUR kosten. Warum?? Das wird doch automatisch erledigt, warum soll das Geld kosten ?! Ein Export ist wohl kostenlos, aber wer weiß was passiert, wenn der schief geht. Ich finde das unnötig und nicht sehr Benutzerfreundlich.
Hohe Betriebskosten: Den Preis finde ich auch sehr hoch gewählt. Ich habe mal kurz überschlagen was der Betrieb eines Clusters bei AWS oder AZURE kosten würde und bin auf ein Bruchteil gekommen. Ja man kann noch etwas Personalkosten ansetzen. Aber von „null“ auf „so teuer wie Netflix“ finde ich schon hart. Ich hätte einen Selbstkostenbeitrag fair gefunden. Hier muss man aber von gewinnorientiertem Business ausgehen. Schade!
Ich habe eine länger Diskussion in der Community gelesen, in der Martin (der Betreiber) erklärt, dass der Beitrag scheinbar nicht kostendeckend ist. Ich verstehe nicht ganz warum, denn aus meiner (über 10 jährigen) Erfahrung in dem Bereich müsste das problemlos möglich sein. Eventuell spielt die suboptimale Softwarearchitektur eine Rolle. NS ist eben nicht als Hyperscaler gebaut, sondern ein Open-Source-Community Projekt.- Geschmäckle: Die Kundenstruktur von 10BE sind bestimmt hauptsächlich nicht-technik-affine Menschen, die zum Loopen eine NS Instanz brauchen. Für diese Leute gibt es quasi keine Wahl als die Kosten zu akzeptieren, denn in der Zeit kann man nicht schnell Urlaub nehmen, einen Helfer organisieren und den Umzug durchziehen.
Ich sehe ein, dass es sich hier um Jammern auf hohem Niveu handelt. Sicher gibt es gut Gründe für die genannten Punkte aber die sind nunmal nicht kommuniziert worden.
Was jetzt?
Ich denke seit der E-Mail nach, was für mich eine gute Strategie ist. Als Informatiker stehen mir ja quasi keine technischen Hürden im Weg. Allerdings habe ich auch nur begrenzt Zeit. Wahrscheinlich werde ich mir ein Jahresabo gönnen und in der Zeit an einer Alternative arbeiten. Im moment sehe ich folgende Möglichkeiten:
- Umzug zu kostenlosen Hosting-Angeboten: Das wäre der Standard-Weg, wie er auch in der OpenAPS Doku vorgeschlagen wird. Finde ich aber nicht optimal, da meine Daten dann im Ausland liegen. Außerdem können die sich auch jederzeit überlegen den Service einzustellen.
- Selbst hosten: Natürlich kann man sich immer einen Server mieten und NS installieren. Das wäre aber wirklich teuer im vergleich zum 10BE Angebot. Alternativ kann man es auch zuhause auf einem PC installieren der immer läuft. Kann man machen. Vermutlich würde sogar die tolle, deutsche, super langsame Internetanbindung ausreichen. Allerdings kümmert man sich dann auch selbst um Backups usw.
- Was neues bauen: Solche Umbrüche sind ja immer eine Gelegenheit. Immer wenn WhatsApp seine AGB ändert, gibt es andere Messenger die plötzlich Kunden bekommen. Ich habe einige Ideen wie man NS optimieren (und damit deutlich billiger betrieben) kann. Wenn ich die Zeit finde könnte es sein, dass ich einen eigenen Service anbiete 🙂
Was macht ihr mit euerer NS instanz? Bezahlen oder umziehen?